7. Fahrradtour zur Ziegelei Am nächsten Tag fragt Steffi Gelb, ob er ihr sein Fahrrad leiht. Da Gelb lieber Fußball spielt, ist er einverstanden.
Nachdem Steffi und Grün ihre Hausaufgaben am Computer erledigt haben, fahren sie los, ohne Mutter Panter das Ziel ihrer Fahrt zu verraten. Sie befürchten, die Mutter könnte es verbieten.
Sie radeln zügig durch den herbstlich bunten Wald. Grün, der den Weg kennt, fährt voraus. Steffi ist dicht hinter ihm. Es macht ihr Spaß, wagemutig über Stock und Stein zu rasen, den Fahrtwind im erhitzen Gesicht zu spüren und gewagte Abkürzungen über schmale holprige Nebenstrecken zu finden.
Sie erreichen das Grenzgebiet. Dort hört der Wald auf, stattdessen erstreckt sich Weideland bis zu einer Pappelallee, die in ein Fabrikgelände mündet. Auf dem Fabrikgebäude steht in großen Buchstaben "Ziegelwerke O. Petermann" geschrieben. Bahnschienen führen an der Tongrube der Fabrik vorbei. Bei näherem Hinsehen sind die Fabrikarbeiter alles Kinder.
"Weißt du was, wir gehen zum Bahndamm und sehen uns um. Da ist es am sichersten", schlägt Grün vor.
Unbehelligt erreichen sie diese Stelle. Von hier aus sehen sie deutlich, wie mit Baggern über Tage der wichtige Rohstoff Ton abgebaut wird. Eimerketten und Schürfkübel rattern, Pressen quietschen, Gabelstapler knirschen durch den Sand. Fertige Ziegelsteine, zu Türmen aufgeschichtet, liegen bereit, in Güterwagen abtransportiert zu werden.
"Sieh dir das an", meint Steffi erschüttert. "Wie die Sklaven müssen die Kinder arbeiten. Jetzt fängt es an zu regnen und sie haben nicht einmal warme Kleidung."
"Das Mädchen dort drüben geht ohne Schuhe durch den Schlamm," sagt Grün erstaunt. "Sieh mal, der kleine Junge mit dem Eimer. Er schleppt, als wären Steine darin." "Wahrscheinlich wohnen die Kinder in diesen scheußlichen Baracken. Das ganze Gelände ist mit Stacheldraht versehen, bis auf das Gebiet, wo die Gleise sind." Sie beobachten, wie die Signallampen der Bahnanlage auf grün schalten. Kurz darauf braust ein Schnellzug mit hohem Tempo an ihnen vorbei und ist wenig später in der Ferne verschwunden.
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