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12. Luna

Als Lilli am Morgen in ihrem kuscheligen Körbchen aufwacht, hört sie ungewohnte Geräusche.

Schritte und Tapser auf Fliesen, Knuspern und Knacken. Der Wasserhahn wird aufgedreht, und eine Frauenstimme befiehlt: "Sitz, Luna!"
Da fällt Lilli ein, sie ist ja in Wolkenland bei Frau Wiese. Ihr Körbchen ist genau in der richtigen Größe. Gleich gibt es bestimmt etwas Gutes zu futtern. Erwartungsvoll öffnet sie die Augen und schaut in ein Paar kluge Funkelaugen. "Wer bist du denn?" Das Augenpaar gehört einer schwarzweißbraunen jungen Hündin, die unternehmungslustig wedelt. "Na, ich bin die Luna. Bin eben erst angekommen." "Ich bin die Lilli und bin gestern angekommen." Sie schnuppern gemeinsam in Richtung Küche. "Komm, wir schauen nach, ob es etwas zu fressen gibt!"

Hier duftet es so gut.

Wuff! Wuff! Wuff! Lilli und Luna rennen los.

Vielleicht getrocknetes Rindfleisch!

Wuff!

Pötzlich taucht dicht vor ihnen ein grimmiger alter Hund auf, der die Zähne fletscht und gefährlich knurrt. Lilli und Luna prallen erschrocken zurück. Da ruft Frau Wiese aus der Küche: "Herkules, laß die Kleinen in Ruhe! Hörst du?"

Unwillig geht Herkules zur Seite, so dass die beiden jungen Hündinnen unbeschadet an ihm vorbeilaufen können."Bist ein braver Hund", lobt Frau Wiese den alten Hund, der sich schnaufend auf sein Deckenlager im Flur zurückschleppt. "Die beiden sind neu hier und haben vor so einem großen Hund wie du Angst."

"Na, ihr zwei Racker!" begrüßt Frau Wiese die beiden jungen Hündinnen fröhlich. Mit der einen Hand streichelt sie Lillis hochgestellte Ohren, mit der anderen Lunas Schlappohren. Dann raschelt sie mit zwei Papiertüten, die Leckerli enthalten. Aufgeregt springen Lilli und Luna an Frau Wiese hoch.

Frau Wieses Wohnküche ist ein wundervoller Ort. Dort stehen in einer langen Reihe Freßnäpfe auf dem gekachelten Fußboden, und jeder Freßnapf ist mit einem Namen versehen. Es gibt schmackhaftes knuspriges Trockenfutter. Die beiden Hündinnen haben großen Appetit. Darüber freut sich Frau Wiese.

Nach und nach treffen weitere Hunde ein, um aus ihrem Schüsselchen zu fressen. Lilli und Luna, die satt sind, schauen sich im Haus um. Sie dürfen in jedes Zimmer, nur nicht in den Keller.

Auf Entdeckungsreise zu gehen, hat die beiden müde gemacht. Sie legen sich Seite an Seite in einen windgeschützten Winkel auf der Steinterrasse hinter dem Haus und schlummern ein. Frau Wieses kräftige Stimme weckt sie. "Spielstunde für meine Hunde!"

Alle Hunde, die spielen wollen, kommen angelaufen. Frau Wiese unternimmt mit ihnen eine Wanderung in den fernen kleinen Wald. Unterwegs wirft sie Stöckchen oder Bälle, versteckt sich hinter Bäumen, dass die Hunde sie suchen müssen, und läßt die Hunde nach versteckten Leckerlitüten wie nach Trüffeln schnüffeln.

Die Stunden vergehen schnell. Als Frau Wiese mittags in der Küche die Tageszeitung liest, liegt Lilli auf ihrem linken Pantoffel und Luna auf ihrem rechten Pantoffel. "Ihr seid zwei ganz liebe Mäuschen", sagt Frau Wiese und lacht.

Schön ist es in Wolkenland.

Diesmal träumt Lilli vom großen weiten Meer, in dem sie wie ein Fisch schwimmt und mit den Delphinen spielt. "Wuff!"



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