Die Katzenfrau feiert Advent

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Einmal ist der Katzenfrau etwas Gefährliches passiert

Frau Meier, die im Ort die Katzenfrau genannt wird, weil sie heimatlose Katzen füttert, rief aufgebracht: "Das geht doch nicht!" Auf ihren Mopp gestützt stand sie am Bürofenster der Speditionsfirma Otto Krause und blickte auf den Hof, wo die schweren Lastwagen hin- und herfuhren.

Ihr Schreckensruf galt einem winzigen Kätzchen, das soeben dicht vor dem schlammbespritzten Rad eines Lastwagens um sein Leben gelaufen war. Flinker, als man Frau Meier zugetraut hätte, rannte sie aus dem Büro und lockte die kleine Katze mit den Worten Miez, Miez! Komm, Miez, Miez! hinter einem Stapel Pappkartons hervor. "Wen haben wir denn da?" sagte Frau Meier gerührt, als sie das magere Kätzchen behutsam hochnahm und rasch ins Büro trug. Der Herbstwind schlug hinter ihnen die Tür zu. "Das ist Mucki. Er gehört dem Chef", erzählte die Sekretärin gelangweilt. "Was, der Chef läßt diesen armen kleinen Kerl frei herumlaufen, wo doch so viele Lastwagen hier ein- und ausfahren?" erwiderte Frau Meier empört. "Ich werde mit ihm sprechen und ihm sagen, dass ich Mucki mit zu mir nach Hause nehme." "Ja, tun Sie das", meinte die Sekretärin, während sie die Kaffeemaschine einschaltete. "Hier wird Mucki bestimmt eines Tages überfahren." Spedition Otto Krause. Trautmann am Apparat. Guten Tag! Behutsam setzte Frau Meier den maunzenden Kater in ihre Tasche neben die Thermosflasche, sagte zu ihm "Du bleibst hier, bis ich mit dem Putzen fertig bin, und dann gehen wir gemeinsam nach Hause" und arbeitete an diesem Nachmittag schneller als sonst. "Schön in der Tasche bleiben Mucki. Ich bin gleich fertig." "Miau, miau, miau." "Wenn wir daheim sind, gibt's was Gutes zu fressen." Gerade als sie den Mopp wegstellte, betrat Herr Krause das Büro. Da es draußen regnerisch und kühl war, rieb er sich die Hände. "Also, Herr Krause", sagte Frau Meier zu ihrem Chef, "eben wäre beinahe Mucki überfahren worden. Ich nehme ihn mit zu mir nach Hause." "Gut, nehmen Sie ihn mit", erwiderte Herr Krause zertreut. Er wandte sich seiner Sekretärin zu und bat sie um eine Tasse Kaffee. "Mucki ist mir sowieso lästig", bemerkte er beiläufig. "Ich habe zu tun und kann mich nicht dauernd um eine Katze kümmern, die überall hinrennt und überall hinmacht. Das habe ich meiner Frau erst gestern gesagt."

"Dann sind wir uns ja einig", antwortete Frau Meier zufrieden. Sie steichelte den kleinen Kater, der zusammengerollt in ihrer Tasche lag. Mucki schnurrte ergeben. Er merkte genau, diese Frau meinte es gut mit ihm. Aus diesem Grund blieb er auch bereitwillig in der Tasche. Und selbst, als sie später mit dem Bus fuhren, blieb er ganz ruhig und geduldig in seinem Versteck, obwohl er ein rechter Racker war und kaum stillsitzen konnte.

Aber kaum waren sie zu Hause angekommen, sprang Mucki vergnügt aus der Tasche und untersuchte sein neues Zuhause. Er rannte ins Wohnzimmer. Dort stand ein Vogelkäfig auf einem Tischchen. "Das ist Bonnie", stellte Frau Meier ihren Kanarienvogel vor. "Ihr beide müßt gut miteinander auskommen. Verstanden?" Und sie lachte, weil Bonnie laut zwitscherte. "Miau", stimmte Mucki ihr zu. Dann kletterte er auf das Fensterbrett und schaute nach draußen, wo der Herbstwind rote und gelbe Blätter aufwirbelte.

Miau, miau, miau!

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