Kocherts Zeitreisen


Angsterfüllt steht Jutta auf der letzten Treppenstufe, unfähig den Schulhof zu betreten. Wenn sie nur wüßte, wo der verschüttete Brunnen liegt, dann könnte sie diesen Ort meiden oder ihm wenigstens ausweichen. Wie sie so schaut, kommt ihr der Schulhof immer größer und gefährlicher vor.

Bestimmt wird gleich eines der Kinder, die auf dem Schulhof Fangen spielen, vor ihren Augen im Erdboden versinken und für immer verschwunden sein. Juttas Beine fühlen sich schwer wie Blei an.

Plötzlich kommen einige ältere Schülerinnen die Treppe hinuntergesprungen. "Da bist du ja!" ruft Karin aus der fröhlichen Mädchengruppe. Fürsorglich nimmt sie Jutta an die Hand. Gemeinsam gehen sie die Stufe hinunter und betreten den Schulhof. Geschafft! Jutta ist so glücklich, von ihrer Schwester beschützt zu werden, dass sie ausgelassen lacht.
Karins Schulfreundinnen wundern sich über Jutta, die dem Anschein nach keinen Schritt alleine zu gehen vermag, und halten sie für ein dummes kleines Baby. Doch Jutta stört das nicht im geringsten. Gemeinsam mit Karin läuft sie über den ganzen Schulhof und begreift, es gibt keinen verschütteten Brunnen. Vor Erleichterung hört sie gar nicht auf zu lachen.
"Warte nur, in der Schule gibt's nicht viel zu lachen!" warnt Dietlinde Karins kleine Schwester.