Kocherts Tier Monsterschüler


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"Wo ist er?", flüsterte eine brummige Stimme ganz dicht vor ihrem Schrank. Entsetzt hielt Carmen die Luft an, bis sie es nicht mehr aushielt und leise einatmete. Nikita neben ihr spähte vorsichtig durch den schmalen Türspalt. Seiner verkrampften Haltung nach zu urteilen, befanden sie sich in Gefahr. Wer war da draußen? Warum mussten sie sich verstecken? "Ist wohl noch in der Killerschule, dieser Verräter!", raunte eine kalte Stimme. Eine dritte Stimme drohte: "Wenn ich den in die Finger kriege, kann er was erleben." Sie hörten verächtliches Spucken. Harte Schuhsohlen scharrten über den Kellerboden. "Eine Abreibung ist längst fällig!", zischte die erste Stimme. "Den kriegen wir, wenn er sich auch für oberschlau hält", murmelte die kalte Stimme. "Still! Ich höre was", warnte die brummige Stimme. Alle verstummten. Die klobige Brandschutztür quietschte in den Angeln. "Weg hier!" Hastige Schritte entfernten sich in die entgegengesetzte Richtung. Dann hörte Carmen, wie der Hausmeister, Herr Peters, anordnete: "Nehmt soviel Stapel, wie ihr könnt, Jungs. Das Kopierpapier ist ständig alle." "Okay." Keuchend wurde etwas nach draußen geschleppt. Krachend fiel die Brandschutztür ins Schloss. Entsetzt stürzten Nikita und Carmen aus dem engen Schrank, in dem ihnen unerträglich heiß geworden war. Sie ließen sich keine Zeit, auf mögliche Verfolger zu achten, sondern rannten blindlings aus dem Keller.

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