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Die wilde Flucht der Kinder endete im Korridor der Schillerschule, wo ihnen eine Gruppe lachender Schüler
und Schülerinnen entgegenkam. Hier erst fühlten sie sich sicher. "Ist mir warm!" Carmen befürchtete, verräterische rotglühende Wangen zu
haben. Zögernd folgte sie Nikita zur Mensa. Wenn sie jetzt bloß nicht ihre Freundinnen traf. Die würden dumm gucken und sich über sie den
Mund zerreißen. Wenig begeistert eilte sie hinter Nikita her, der energisch die Außentür des
Speiseraums öffnete und nach draußen an die frische Luft ging. "Besser?", fragte er mit einem Grinsen und steuerte auf die Feuertreppe des
Schulgebäudes zu. Er schien sich hier auszukennen. Mit einem Plumps ließen sie sich auf eine breite Metallstufe der Treppe fallen. Ihr gemeinsames
Abenteuer hatte sie zu Verbündeten gemacht. "Wer war denn das?", rief Carmen aufgebracht. "Haben die dich gesucht?" Nikita nickte. "Ach, das waren
Kumpel von mir", erklärte er mit einem Achselzucken. "Na hör mal, die waren dir aber gar nicht gut gesonnen, und du hast Angst gehabt. Stimmst's?" Nikita
verzog das blasse Gesicht. "Ich hatte Angst", gab Carmen zu. "Wenn nicht zufällig der Hausmeister gekommen wäre. Sag mal, was wolltest du im Keller?" Nikita
räusperte sich umständlich. "In Ruhe etwas essen." "Das soll ich dir glauben?" Carmen lachte laut auf. "Deine Sache." Trotzig blickte der Junge sie an. "Ich
glaube, du benutzt den Keller als Ausgang. Du wolltest heim gehen." "Und wenn schon." "Nun sei doch mal ehrlich! Ich verrate dich auch nicht", versicherte Carmen ihm
nachsichtig. Der Junge holte tief Luft. "Wo wohnst du denn?", stellte Carmen die gefürchtete Frage. "Wieso? In der Lilienstraße 7 U", verriet ihr Nikita. "U? Was
bedeutet denn U?" Carmen warf ihm einen erstaunten Seitenblick zu. "Unterirdisch!", schrie der Junge sie an, griff nach seinem Schulrucksack und lief davon, ohne sich
nach ihr umzudrehen. Seine launische Art ärgerte Carmen. "So ein Spinner!", schickte sie wütend hinter ihm her.
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