Kocherts Tier Monsterschüler


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Während die Großfamilie Krähenschreck leidenschaftlich diskutierte, ob Nikita ab dem neuen Schuljahr die Schillerschule besuchen sollte, wobei seine Mutter nicht locker ließ, bis schließlich alle genervt zustimmten, zog oberirdisch in die Torstraße 3 die Familie Schmidt ein. Die Familie Schmidt bestand aus Vater, Mutter und Tochter. Ihre Tochter Carmen war 13 Jahre alt und bevorzugte abschreckende Kleidung, schockierende Frisuren, häßliche Ohrringe und düstere Schminke, da sie für Monster schwärmte. Zwar hatte sie noch nie in ihrem Leben ein echtes Monster gesehen, dennoch fand sie alles, was Monster betraf, außerordentlich schick. Ihr Leben als Schülerin verlief für ihren Geschmack viel zu langweilig, und so zog sie magisch an, was eine winzige Spur an Aufregung versprach. "In die Gesamtschule gehe ich nicht! Da sind doch nur Versager und Idioten", begehrte Carmen auf, doch ihre Eltern ließen keinen Protest zu. "Die Schillerschule hat einen guten Ruf, und sie ist jetzt eine Gemeinschaftsschule, keine Gesamtschule", erklärte ihr Vater, wozu die Mutter eifrig nickte. "Du weißt, wir sind den ganzen Tag beruflich unterwegs. Ein kurzer Schulweg und der Ganztagsunterricht bis vier Uhr ist eine große Beruhigung für uns, wo du doch hier noch gar keine Freundinnen hast." "Die kriege ich schnell", erwiderte Carmen schnippisch. Aufsässig drehte sie eine blonde Haarsträhne um den Zeigefinger. Was ihr fehlte war eine zuverlässige Verbündete, die das gleiche wie sie wollte.

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