Home Ferien im Monsterland

103. Der Abschiedsbrief

Beeindruckt von der komplizierten Technik, die sie umgibt, erreichen die Kinder mit der Familie Schlotterbeck die Innenstadt von Haineta. Sie befinden sich in einer riesigen beleuchteten Kuppel, hinter der sich die unergründliche Weite des Monstersees ausbreitet.
"Unglaublich!" ruft Lisa aus. Sie starrt auf einen Schwarm türkisfarbener Fische, die gemächlich an der Unterwasserstadt vorbeiziehen.
"Hier gibt es keine Bäume. Was machen wir, wenn Domino mal muss?" überlegt Robin beunruhigt. Seine Frage ist unnötig. Längst hat Domino sein Bein an einem Hydranten hochgehoben. Hoffentlich hat es niemand gesehen.
"Wir haben eine Stunde Zeit. Kommt ihr mit zum Wasserwerk?" fragt Herr Schlotterbeck in Eile.
"Okay." Es ist besser zusammen zu bleiben, damit sie die Abfahrt der Tellermine nicht verpassen.
Ein Monster bietet sich ihnen als Führer an. Herr Schlotterbeck willigt ein. Zu ihrem Erstaunen springt das Monster auf ein rollendes Fließband und fordert sie auf, sich ihm anzuschließen. Aha! In Haineta geht man nicht zu Fuß, sondern lässt sich auf einem Fließband transportieren. Es gibt grüne, rote oder blaue Fließbänder. Nicht lange und ihr rotes Fließband führt in einen engen finsteren Tunnel. Anscheinend ist die Beleuchtung ausgefallen.
"Uhhh! Das Wassergespenst!" zieht Buster seine Schwester auf. Anastasia schreit leise auf.
Da erreichen sie ein breites Tor und landen direkt im Wasserwerk. Der Zweck des Wasserwerkes ist es, das Seewasser in Trinkwasser umzuwandeln. Dieses hochmoderne Verfahren interessiert Herrn und Frau Schlotterbeck sehr. Sie passieren unzählige Wasserbehälter, in denen es unheimlich gluckst. Verbindungsschläuche führen an den Decken entlang. Leichen, denen das Wasser entzogen wird, können die Kinder nicht entdecken. Eine halbe Stunde vergeht wie im Nu.
"Wir müssen zurück", ordnet Herr Schlotterbeck an. Sie folgen ihrem Führer, der bereits auf das Fließband springt. In dem engen Tunnel ist es immer noch finster. Robin fragt Kwick, ob er irgend etwas gesehen hat, das auf eine Leichenentwässerung hindeutet.
"Überhaupt nichts." Der Monsterjunge schüttelt den Kopf.
Sie hören Anastasia aufschreien: "Das Wassergespenst!"
"Wir sollten uns etwas beeilen!" meint Herr Schlotterbeck mit Blick auf seine beleuchtete Armbanduhr.
"Papa, können wir uns vorher noch ein Eis kaufen?" bettelt Franka.
"Nur, wenn wir genügend Zeit haben."
Sie erreichen ihren Ausgangspunkt. Die Kinder beobachten zwei starke Monster, die einen Sarg heranschleppen. Da durchzuckt es Robin. "Wo ist Anna?" Tatsächlich, Anna fehlt. Bei all der Eile hat es bisher keiner bemerkt.
"Anna!" schreit Robin hell entsetzt.
Ein unbekanntes Monster springt von einem blauen Fließband und überreicht ihm einen Zettel. Der Junge liest mehrmals den Zettel.
"Anna will hierbleiben", sagt Robin fassungslos.


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