121. Die Stachelsaurier
"Wir müssen unbedingt mit dem Stachelsaurier fliegen!" ruft Anna ihren Freunden zu.
"Hast du eine Ahnung, wo wir die finden?" fragt Kwick überrascht.
"Na klar. Bei der Alten Blutbuche ist eine Station. Was meint ihr. Fliegen wir heute abend? Gerade Nachtflüge sind einfach super."
Die Kinder sind natürlich einverstanden. Den ganzen Tag freuen sie sich auf dieses besondere Erlebnis.
"Stachelsaurier sind ziemlich gefährlich", berichtet Anna aufgeregt den Geschwistern, als sie abends zur Alten Blutbuche aufbrechen. Domino haben sie vorsichtshalber im Zelt gelassen. "Aber
die, mit denen wir fliegen, sind natürlich gezähmt."
"Wenn die beißen, fliege ich nicht mit", meint Lisa misstrauisch.
"Keine Bange", schaltet sich sofort ihr Bruder ein. "Wenn Anna sagt, die sind zahm, dann sind sie auch zahm."
Lisa und Kwick tauschen kurze Blicke. Was Anna auch sagt, für Robin sind ihre Worte unantastbar, und er ergreift immer Partei für das Mädchen. Langsam wird dieses Verhalten langweilig.
Schon von Weitem hören die Kinder ein durchdringendes Fauchen und Gekreische, dann erblicken sie in der Abenddämmerung mehrere geflügelte Saurier von der Größe eines Kamels, die
mit kräftigen Metallketten an einem Baum angebunden sind. Ein Monster mit Schildmütze und Geldtasche kommt auf sie zu und sagt verbindlich: "Hallo! Wollt ihr einen Flug buchen?"
Natürlich wollen sie das, wenn auch Lisa ziemlich erschrocken blickt.
"Keine Angst", sagt das Monster gemütlich. "Cinderella ist eine Seele von Saurier, kein bisschen bissig und sehr verständig." Er eilt davon und kehrt mit einem zierlichen Stachelsaurier zurück, der
nervös mit den klauenartigen Füßen scharrt und ein Paar silbergraue Flügel hat.
"Hi, Cinderella, du siehst aber süß aus", sagt Lisa und ändert schnell ihre Meinung. Mit solch einem hübschen Saurier zu fliegen, kann sie sich durchaus vorstellen.
Also mieten die Kinder vier Saurier und lassen sich von dem Monster erklären, wie sie auf die Tiere klettern sollen. Der Saurier, den Kwick reiten will, sieht mit den blutuntelaufenden rotglühenden Augen und
den schwarzen säbelartigen Stacheln furchteinflößend aus.
Nacheinander hilft das Monster den Kindern in den Sattel und schärft ihnen ein, sich gut festzuhalten.
Dann ruft er: "Allez!" Und schon fliegen die vier Stachelsaurer los.
"Uah!" Lisa schnappt nach Luft, weil ihr Saurier ein Tempo vorlegt, das sich weder mit einer Wildgans noch einem Drachen vergleichen lässt. In schwindelerregender Höhe saust ihr Saurier über den
Monstersee, fliegt einen weitgezogenen Bogen und schraubt sich dann wie ein Korkenzieher nach oben. Hoch und höher! Lisa hält den Atem an. Plötzlich drosselt Cinderella ihr Tempo, sie fliegt immer geradeaus.
Der Wind verfängt sich in Lisas Haaren. Furchtsam klammert sich das Mädchen an den Sattelknauf.
Inzwischen ist die Sonne untergegangen. Der Monstersee tief unten schimmert jetzt dunkelblau, stellenweise auch bleigrau. Vor sich sieht Lisa ihre drei Freunde fliegen. Kwick dreht sich nach ihr um und winkt ihr zu. Ach, es ist herrlich im Monsterland!
|
|