Home Ferien im Monsterland

130. Arme Anna

Nicht nur Anna, sondern auch ihre Freunde Lisa, Robin und Kwick sind außer sich vor Empörung, als die Wasserhexe das schlafende Baby Lara raubt.
"So eine Gemeinheit!" schimpft Lisa. "Nur weil bei einem Gewitter das Fenster offen ist, nimmt sie einfach das Baby mit. Dazu hat sie kein Recht."
Kwick schüttelt verständnislos den Kopf. "Wie kann sie so etwas machen! Das ist einfach hinterhältig!"
"Ja, und kriminell!" ruft Robin aufgebracht. Beschützend legt er seinen Arm um das weinende Mädchen.
Lisa versucht Anna zu trösten, indem sie sagt: "Wenn wir es jetzt auch gesehen haben, ist es doch über zehn Jahre her. Es ist Vergangenheit. Du hast deine Eltern gesehen. Du hast dich als Baby gesehen. Ist das nicht wunderbar!"
"Mir ist ganz elend zumute." Anna wischt sich die Tränen ab. "Ich hasse die Wasserhexe! Das hätte sie nicht tun sollen! Mich einfach mitzunehmen!"
Auch Kwick ist über das Verhalten der Wasserhexe ungehalten. "Sie muss es absichtlich getan haben. Wahrscheinlich ist sie die ganze Zeit hier herumgeflogen und hat nach einem Baby gesucht."
"Das ist Kidnapping. Dafür kommt man ins Gefängnis", sagt Robin wütend.
"Meine Mutter ist in die Disco gegangen und hat vergessen, das Fenster zuzumachen," meint Anna traurig.
"Trotzdem darf die Wasserhexe kein Baby klauen!" ruft Kwick überzeugt. "Allerdings ist inzwischen das Verbrechen verjährt."
"Bist du dir da sicher?" Fragend sieht Lisa den Monsterjungen an.
"Absolut. Im Monsterland gelten andere Gesetze."
"Dann ist die Sache gelaufen. Selbst wenn Anna zurück will, werden ihre Eltern sie nicht mehr erkennen."
"Wir wissen auch gar nicht, wo die Eltern heute wohnen. Vielleicht sind sie längst geschieden", gibt Robin zu bedenken.
"Meinen Bruder möchte ich noch mal sehen", sagt Anna sehnsüchtig.
"Schau nach vorne, Anna! Das Monsterland hat auch seine guten Seiten," rät Kwick mit einem breiten Grinsen.
"So schlimm ist die Wasserhexe nicht", findet Lisa. "Sie kümmert sich um dich. Sie sorgt dafür, dass du eine gute Schule besuchst. Sie bezahlt dir den teuren Tanzuntericht."
Anna verdreht die Augen. "Erinnere mich nicht ans Tanzen!" Doch plötzlich geht ein Lächeln über ihr Gesicht. "Ihr habt recht. So schlecht ist das Monsterland gar nicht. Wenn ich groß bin, gehe ich von zu Hause fort und werde Schriftstellerin."
Als habe Domino ihre Worte genau verstanden, springt er an dem Mädchen hoch und wedelt begeistert. "Wuff!"


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