Monsterland

Als wüsste Domino, dass ihr nächtlicher Ausflug etwas besonders Gefährliches ist, läuft er dicht neben Robin.
Der Junge beugt sich zu seinem Hund hinunter. "Warte hier auf mich!" befiehlt er Domino eindringlich. "Ich glaube, heute ist es anders als das letzte Mal."
Vorsichtig betritt Robin das hell erleuchtete Wasserschloss. Er hat recht. Überall sind vergnügte Partygäste zu sehen. In dem mit hohen Spiegeln ausgestatteten Ballsaal spielt eine Kapelle. Zahlreiche Paare tanzen zu der beschwingten Musik. Robin ist sehr enttäuscht. Nirgendwo ist Annabel zu sehen. Vergeblich sucht der Junge den Saal ab.
Zufällig schaut er durch ein hohes Fenster nach draußen. Und da sieht er Annabel. Auf einer kleinen Insel im Wasser tanzt sie ganz alleine.
Fasziniert starrt Robin auf das zierliche blonde Mädchen, das wie eine Aufziehpuppe im Zentrum sich drehender Ringe tanzt. Ihr engelhafter Spitzentanz gefällt dem Jungen über die Maßen gut. Stundenlang könnte er ihrem Tanz zuschauen. Wie sie hüpft, wie sie die Beine schwingt, wie sie gewagte Pirouetten dreht!
"Mach mal Platz! Ich will auch was sehen", herrscht ihn ein Monster an. Von spitzen Eckzähnen tropft frisches Blut. Schnell begibt sich Robin nach draußen und sucht nach der kleinen Insel. Da ist sie! Im Mondschein sieht alles wie verzaubert aus. Tanzmusik ertönt aus versteckt angebrachten Lautsprechern.
"Annabel!" ruft Robin sehnsüchtig.
Das Mädchen tanzt weiter.
"Ich bin es. Robin!"
Das Mädchen reagiert nicht.
"Hörst du mich?" versucht es Robin erneut, die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zu ziehen.
Plötzlich spritzt ein Schwall Wasser gegen Robins Beine und der Wassernöck mit seiner Harfe taucht neben ihm auf. "Soll ich dich rüberbringen?" fragt er listig.
Ein Kälteschauer läuft dem Jungen den Rücken hinunter. Der Nöck bedeutet nichts Gutes. Dem Nöck darf man nicht trauen.
"Nein!" ruft Robin angsterfüllt. Schnell läuft er davon. Wie froh ist der Junge, als Domino auf ihn zu gestürmt kommt und ihm tröstend über die Hand leckt.

Ferien im Monsterland