7 "Hurra!" rief Jenny voller Freude, daß sie noch lebte und wieder sprechen konnte. "Mir ist nichts geschehen. Wo bin ich?" Und sie schwamm zügig ans schilfgesäumte Ufer, wo sie sich auf einer Wiese ausruhte. Seltsam, sie war gar nicht naß, obwohl sie im Wasser gewesen war.
Gleichzeitig bemerkte sie eine Herde Wildponys im hohen Ufergras. Plötzlich galoppierten die Tiere mit wehenden Mähnen davon. Auch eine Schar Graugänse verschwand im schnellen Flug landeinwärts. Dann hörte sie in der Ferne einen Hund bellen; das wütende Gebell kam näher und näher. Schon tauchte am Ende eines Trampelpfads ein furchterregendes Tier auf: ein großer Kopf, blutunterlaufene Augen, ein grober Körper. Der Hund schien sie zu suchen. Da Jenny soeben dem Tod entronnen war, fürchtete sie sich nicht. Ihr fiel ein, als Kind hatte sie immer "Freund oder Feind" gespielt. Als nun der Hund auf sie zustürzte, sagte sie freundlich zu ihm: "Wir sind Freunde." Der Hund stutzte. Anstatt sein Opfer zu packen, hielt er dicht vor Jenny an und erwiderte: "Ja, wir sind Freunde. Meine Herrin tritt nur nach mir. Sie will, daß ich dich stelle, stattdessen werde ich dir helfen." "Vielen Dank für deine Hilfe," sagte Jenny froh. "Wie heißt du?" Der Hund sah häßlich und gefährlich aus, aber sein Charakter war gut. "Rohgeloh", antwortete der Hund. "Komm mit, ich habe eine Idee, wie wir dich verstecken können."
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