116. Nächtlicher Streit
Gegen Mitternacht tobt ein heftiges Gewitter rings um den Monstersee. Dicht aufeinander folgende Blitze machen die Nacht zum Tage. Laut grollt der Donner über dem Zelt der Kinder, die trotz des Unwetters tief schlafen.
Plötzlich wird Anna von einem Geräusch geweckt. Sie lauscht angestrengt. War das die Stimme ihrer Mutter? Nach einem Donnerschlag hört sie deutlich ihre Mutter rufen: "Annabel! Komm nach Hause!"
Unwillig erhebt sie sich. Domino ist sofort wach und beobachtet, wie das Mädchen den Reißverschluss des Zelteingangs herunterzieht und verschlafen aus dem Zelt schaut. Anna prallt zurück. Brrr! Ist das ein scheußliches Wetter!
Der Regen klatscht ihr mit Macht in das Gesicht.
Da sieht sie eine windzerzauste Gestalt mit Besen neben dem Zelt stehen. Es ist ihre Mutter, die jetzt klagend ruft: "Das ist kein Wetter, um zu zelten. Komm mit nach Hause! Hörst du, Annabel?"
Sogleich antwortet Anna trotzig: "Geh weg! Ich hab dich nicht gerufen, Mutter!"
"Du kriegst den Rheumatismus. Dann ist es aus mit dem Tanzen!" warnt die Wasserhexe mit krächzender Stimme.
"Ach was!" wehrt Anna verärgert ab. "Flieg wieder nach Hause, Mutter!"
"Wenn du doch einmal auf mich hören würdest!" kreischt ihre Mutter.
"Ich bleibe hier!" schreit Anna wütend. Jetzt fängt auch noch Domino an zu bellen. Die drei anderen Kinder wachen durch den Lärm auf und fragen verschlafen, was los sei.
"Nichts", sagt Anna knapp. Sie schließt den Reißverschluss und kriecht schnell unter ihre klamme Decke. Wieso muss bei diesem Unwetter ihre Mutter sie hier besuchen? Sie ist selbst schuld, wenn es dann zum Streit kommt. Ach, wenn sie doch
eine andere, nettere Mutter hätte! Ganz bedrückt von diesem bitteren Gedanken schläft Anna schließlich ein.
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