46. Die Mutprobe
"Sieh mal, Anastasia! Dort leuchtet etwas. Schau, Franka! Dort unter dem Baum", ruft Lisa geheimnisvoll.
"Wo?" Die Schwestern reißen die Augen weit auf.
"Ob dort etwas für euch versteckt ist?" Lisa führt die zwei Mädchen zu der beschriebenen Stelle. Nun entdecken sie das Versteck im hohen Gras. Sie laufen dort hin und finden eine Tüte mit Süßigkeiten. "Hurra!"
Ihr Bruder Jack schaut neidisch zu. "Du findest bestimmt auch etwas", verspricht Lisa ihm fröhlich. Aber der Älteste der Schlotterbeck-Kinder verzieht das Gesicht. "Ich mach mir nichts aus Schokolade", sagt er trotzig.
Kwick läuft voraus und leuchtet den Weg ab. Nach einer Weile trifft der Lichtkegel seiner Taschenlampe erneut einen Silberpapierstreifen. Er gibt Lisa das verabredete Zeichen.
"Was liegt dort?" fragt sie Jack. Der Junge blickt in die gleiche Richtung. Doch sein Bruder Buster kommt ihm zuvor. Triumphierend hält er eine Kekstüte in der Hand. Theo und Konrad schauen an der gleichen Stelle nach und findet
doch tatsächlich eine Packung Gummibärchen.
Der vierte Versuch klappt. Auch Jack findet eine Tüte, diesmal mit Kaugummi und Müsliriegeln gefüllt. Jack strahlt. Das ist ganz nach seinem Geschmack.
Nach einer halben Stunde erreichen sie den Seefriedhof. Sie passieren das wuchtige Eingangstor und gehen an einer Reihe alter Gräber entlang. Es ist dunkel auf dem Friedhof. Die kleinen Kinder drängen sich eng zusammen. Der hohle Ruf
eines Käuzchens durchbricht die Stille.
"Und jetzt gehen wir zur Gruft!" verkündet Herr Schlotterbeck. Kies knirscht unter seinen festen Schritten. "O ja!" rufen die Kinder begeistert. Eilig folgen sie ihrem Vater.
"Sie lieben die Gruft", berichtete Frau Schlotterbeck mit stolzer Stimme.
"Haben sie denn keine Angst?" fragt Robin sie verblüfft.
"Ganz und gar nicht."
"Was machen die Kids in der Gruft", will Kwick wissen.
"Wie jedes Jahr gehen sie alleine durch die Gruft. Es ist eine Mutprobe." Frau Schlotterbeck lacht vergnügt.
"Wirklich?" Lisa kann es kaum glauben. Die armen kleinen Schlotterbeck-Kinder müssen mutterseelenallein durch die Gruft gehen. Was sind das nur für Rabeneltern!
"Das ist schon immer so gewesen", erzählt Frau Schlotterbeck mit leuchtenden Augen. "Als ich ein Kind war, musste ich auch alleine durch die Gruft gehen. Das war vielleicht ein Spaß!"
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